Kristalle im Wein – keine echten, aber Qualität

Das wichtigste schon einmal vorweg: Die kleinen Wein-Edelsteine, Weinsterne oder auch Weinstein genannt, sind weder gesundheitsschädlich noch beeinträchtigen sie
den Genuss des Weines. Weinstein ist vielmehr ein natürliches Produkt der Reaktion von Weinsäure mit Mineralien.

Ich halte es eher für ein Qualitätsmerkmal, denn Weinstein ist ein Zeichen für einen hohen Mineralgehalt der Trauben, der der hohen Mineralkonzentration des Schiefergesteins an der Mosel geschuldet ist. Dies bedeutet, dass die Trauben entsprechend lange reifen konnten. Denn nur so nehmen sie die Mineralien des
Bodens auf und entwickeln einen höheren Fruchtsäuregehalt. So bleibt der unverkennbare fruchtige und spritzige Genuss meiner Weine erhalten. Außerdem
setze ich keine chemischen Stoffe ein, um den vermeintlichen Schönheitsfehler zu korrigieren.

Die Temperatur bei der alkoholischen Gärung spielt eine wichtige Rolle. Weinstein fällt erst bei niedrigen Temperaturen aus, wird also bei den kühlen Temperaturen im Keller sichtbar. Oft wird der Wein im Fass oder Tank auf ca 5° herunter gekühlt, sodass ein Großteil des Weinsteins schon im Fass ausfällt und sich nach der Abfüllung nicht mehr oder nur in sehr geringen Mengen in der Flasche bilden kann.

Weinstein ist das Salz der Weinsäure. Die Weinsäure geht eine Verbindung mit dem Salz ein. In diesem Fall ist das Salz Kalium oder Kalzium und dieses reagiert mit der Weinsäure zu Kaliumhydrogentartrat bzw. zu Kalziumtartrat und fällt als kleine kristaline Flocken zu Boden. Ein bisschen, wie Kristalle-Züchten in der Grundschule.

Anders als viele denken ist Weinstein also kein Anzeichen für das Altern des Weines. Mit zunehmenden Alter können die Kristalle allerdings wachsen und nehmen die Farbe des Weines an: Im Rotwein kannst du rote Kristalle, im Weißwein weiße finden. Wie verhinderst du, dass sich nicht nur Weinbanausen zähneknirschend wegdrehen, sondern auch bei dir kein „Sand ins Getriebe“ gerät?

Wenn du aus der Flasche ausschenkst, halte sie vor dem Öffnen gegen Licht, um nachzusehen, ob sich Weinkristalle gebildet haben. Sollte dies der Fall sein, stelle die Flasche auf, bis sich der Weinstein am Boden abgesetzt hat. Gieße den Wein vorsichtig, vor allem den letzten Schluck, sehr lagsam ein. – So hast Du keinen „Biss“ im Wein.

Weinstein enthält keinen Alkohol und kann so ohne Bedenken auch zum Backen eingesetzt werden.

Weinsteinbackpulver habe ich selbst schon einige Male zum Backen gekauft (oder meine Frau). Man muss sich im klaren sein, dass es sich hierbei um ein Nebenprodukt der Weinherstellung handelt. Im Mischverhältnis 2:1 mit Natron eignet sich Weinstein als Backtriebmittel.

Das Schlagen von Eischnee, zun Beispiel, ist eine Wissenschaft für sich. Mit der Zugabe von etwas Weinstein wird der Eischnee stabilisiert und behält ein wolkige Konstistenz. Auch bleibt geschlagene Sahne mit Weinstein länger Ihre Form.

Außerdem kannst du mit etwas zugesetztem Kaliumchlorid, Weinstein als natriumarmes Speisesalz einsetzen.

Auch die Pharmazie hat die kleine Kristalle für sich entdeckt, vor alldem als Abführmittel. Aber keine Bange: für eine abführende Wirkung benötigst du sehr
große Mengen und bekanntlich macht ja die Dosis das Gift.

In der Küche ist die geringe Menge Weinstein absolut unbedenklich.

Fazit:
In meinen Weinen wirst du zuweilen Weinstein finden. Was aber auf den ersten Blich als störendes Beiwerk erscheint, stellt sich auf den zweiten durchaus als
Qualitätsmerkmal heraus und kan gut zum Beispiel auch in der Küche weiterverwendet werden.

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